Eine feste Größe im lokalen Musikleben

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Festkonzert im Hygiene-Museum zum 25-jährigen Bestehen von Sinfonietta Dresden

Von Alexander Keuk (Dresdner Neueste Nachrichten – DNN, 02.02.2019)

Chapeau! Seit einem Vierteljahrhundert beglückt das Kammerorchester Sinfonietta Dresden die Stadt und das sächsische Umland beständig mit alter, neuer und neuester Musik – in der Aufzählung liegt schon die erste Konsequenz und ein Markenzeichen! – in eben der spannenden Zwischenbesetzung zwischen einem kleinen Orchester und einer größeren, mit Bläsern und Streichern gemischten Kammermusik.

Sinfonietta Dresden ist aus dem musikalischen Leben in Dresden nicht wegzudenken, wenngleich das freie Ensemble natürlich auf Partner und Förderer angewiesen ist und sich jedes Jahr neu finden und erfinden muss. Genau dies tun die Mitglieder des Ensembles, man glaubt es kaum, immer noch vom Küchentischbüro aus organisierend, ohne feste Proben- oder Spielstätte und demokratisch sich selbst mit bescheidenem „pars pro toto“-Gedanken führend, und natürlich eilen viele der Profimusiker von ihren regulären Verpflichtungen noch am Abend in die Sinfonietta-Probe, wo dann – Überraschung – frisch getrocknete Notenblätter auf sie warten, die kein Mensch zuvor gesehen oder gespielt hat. Das Gemeinsame eint, und das feine, kleine Ensemble ist mit Genuss und Erfolg unterwegs: Mit innovativen Programmen und Konzerten im Jahreslauf der Dresdner Kirchenmusik und als Partner des vokalsinfonischen Geschehens etwa von Universitätschor oder Singakademie ist Sinfonietta Dresden unverzichtbar.

Im Resümee nach 25 Jahren sind schon in der simplen Darstellung die Fakten gewaltig: Mehr als 500 Konzerte hat Sinfonietta Dresden gespielt, dazu hat das Ensemble mit fast 60 Uraufführungen instrumentaler und chorsinfonischer Art vor allem beständig die Dresdner Kompositionsszene widergespiegelt, gefördert, zur Diskussion gestellt und ist überdies Partner der Komponistenklassen in Halle, Magdeburg und Dresden – damit erhalten auch die jüngsten Tonschöpfer der Region ein klingendes, wertvolles Podium. Eigene Konzertreihen widmete Sinfonietta Dresden den Klavierkonzerten von Mozart und den Sinfonien von Haydn, jedoch erhielten beide ebenfalls durch kontrastierende neue Musik ihre besondere Spannung, und gerade der wenig bekannten osteuropäischen Avantgarde verschaffte Sinfonietta Dresden in diesen Reihen Gehör.

Mit dem Sprung in das Beethoven-Jahr 2020 wird es Ende des Jahres wieder eine neue Konzertreihe geben, dann sollen zu Ludwig van Beethovens Klavierkonzerten Aufführungen von Dresdner Komponisten der Beethoven-Zeit, Kompositionen von Studierenden in Dresden sowie Musik aus Partnerstädten Dresdens die Pole bilden. Durch diese Mischung, das musikalische Weiterdenken oder Entgegensetzen in einem Programm entsteht beim Hören und Musizieren eine besondere Energie, die eben viel mehr braucht und viel mehr ermöglicht als das Zurücklehnen in der konventionellen Berieselungskammer. Wo es woanders rieselt, strömt es bei der Sinfonietta, das konnten auch die Zuhörer am Donnerstagabend im ersten von zwei Festkonzerten in diesem Jahr feststellen.